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Eine Mischung aus Struktur und Freiheit für die Kinder

Kita-Leiterin Alexandra Holzamer (links) und ihre Stellvertreterin Conny Sonntag vor dem Eingang der Einrichtung an der Rodaustraße. 
Foto: Stadt Obertshausen
Kita-Leiterin Alexandra Holzamer (links) und ihre Stellvertreterin Conny Sonntag vor dem Eingang der Einrichtung an der Rodaustraße.
Foto: Stadt Obertshausen

Sieben städtische Kindertagesstätten (Kita) gibt es in Obertshausen – Nummer fünf ist die Einrichtung an der Rodaustraße. Dabei hat die Kita eine lange Geschichte vorzuweisen: Seit 58 Jahren ist das Erzieherteam für die Jungen und Mädchen im Einsatz. „Wir arbeiten nach einem teiloffenen Konzept, das regelmäßig weiterentwickelt und an die Bedürfnisse unserer Kinder angepasst wird“, sagt Alexandra Holzamer, die seit 2017 Leiterin der Kita Rodaustraße ist. Gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Conny Sonntag plant und organisiert sie den Kita-Betrieb.
 
Doch was bedeutet ein „teiloffenes Konzept“? Die Kinder werden in ihren Stammgruppen eingewöhnt und starten dort auch in den Tag. Im weiteren Verlauf können die Jungen und Mädchen dann aber selbst entscheiden, wo und mit wem sie in der Kita spielen, basteln oder vielleicht auch toben wollen. „Damit haben wir eine Mischung aus Struktur und Freiheit für die Kinder“, erklärt Alexandra Holzamer. Ab 7 Uhr kommen die Kinder in der Kita in ihrer Gruppe an, ab 8.30 Uhr können sie dann auch andere Gruppen besuchen, ab 9.30 Uhr öffnen die Funktionsräume für den Betrieb. Das fördert auch die Selbstständigkeit der Kinder, die auch offener in ihren sozialen Kontakten werden.
 
Aktuell wird die Raumbelegung neu organisiert, um so die Anlage besser nutzen und den Interessen und Bedürfnissen der Kinder individueller gerecht werden zu können. Neben den Gruppenräumen stehen unter anderem ein „Snoozelraum“ für Entspannung und Ruhe, eine Bücherstube für Vorlesestunden und das Erzähltheater Kamishibai, ein Turnraum für die Bewegung sowie eine besonders große Gartenfläche zur Verfügung. All das wird von den etwa 135 Kindern in sechs Gruppen voller Freude und Begeisterung genutzt.
 
Ob Rasselbande, Mäuse-, Frosch-, Sterne-, Schmetterling- oder Papageiengruppe - für alle Kinder geht es in ihrer vertrauten Gruppe in den Tag, ehe sie wählen dürfen, in welchem Team sie den weiteren Vormittag verbringen möchten. Stuhlkreise oder Geburtstagsfeiern finden jedoch in den Stammgruppen statt. Und auch sonst wird einiges geboten: Montags und dienstags kommt die Musikschule für Kinder ab vier Jahren ins Haus, mittwochs unternehmen drei Gruppen einen Spaziergang - beispielsweise zum Spielplatz oder ins Feld -, während sich die drei anderen Gruppen in der wenige Meter entfernt liegenden Rodauhalle sportlich betätigen.
 
Bereits vor über 20 Jahren wurde die Initiative „Kinder stark machen“ (KSM) als Schulkinderprojekt für die Kinder des ältesten Jahrgangs in der Kita Rodaustraße entwickelt. Grundlage dafür war das Programm „KidPower“ des Frankfurter Kinderbüros. Dort üben die Jungen und Mädchen auch, sich selbstbewusst mitteilen zu können. Darüber hinaus lernen sie ihre Adresse und die Telefonnummer eines Erziehungsberechtigten auswendig oder bekommen Tipps, was sie machen, wenn sie sich verlaufen. Es geht auch um folgende Fragen: Mit wem darf ich mitgehen und mit wem nicht, wenn mich jemand anspricht? Wie erkenne ich gefährliche Situationen, um ihnen aus dem Weg gehen zu können? Wie verhalte ich mich im Brandfall? Wie lauten die Telefonnummern der Feuerwehr und der Polizei?
 
Das Programm war schon zu Beginn so erfolgreich, dass daraus schließlich das stadtweite Kinderschutzprojekt der Schildkröteninseln entwickelt wurde. Dafür zeichnet sich in der Stadtverwaltung Fachdienstleiter Oliver Spahn verantwortlich, der das Konzept in Kitas und in verschiedene Anlaufstellen im Stadtgebiet trägt. Die gut sichtbaren Schildkröten-Aufkleber von „Paule“ am Fenster oder Eingang von Geschäften, Cafés oder öffentlichen Einrichtungen symbolisieren, dass Kinder in Not dort willkommen sind.
 
Mit vier Gruppen war die Kita an der Rodaustraße 1967 unter der Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde gestartet. Bereits nach fünf Jahren übernahm die Stadt den Kindergarten, ehe 1975 für die sechs- bis zehnjährigen Schulkinder ein Hort angebaut und die Kita umgestaltet wurde. 2009 wurde der Hort aufgelöst und die Kinder wechselten in die Schulkindbetreuung der Waldschule, dem heutigen FreizeitPädagogischen Zentrum (FPZ). „Für uns war es schade, dass die Schulkinder die Kita verlassen mussten, denn die Kleinen profitierten von den Großen und umgekehrt. Zudem haben alle sehr gut harmoniert“, sagt Conny Sonntag. Der frei gewordene Raum wurde für die neue Krabbelstube umgestaltet. Neben der reinen Krabbelstubengruppe gab es auch eine gemischte Gruppe bestehen aus Kinder unter drei Jahren (U3) und über drei Jahren (Ü3), die mit der Eröffnung der Krabbelstube an der Badstraße allerdings aufgelöst wurde. Ebenso zog die U3-Gruppe in die neue Einrichtung, so dass die Kita Rodaustraße inzwischen eine reine Ü3-Kita ist.
 
Intensiv beschäftigt hat sich das Team in den vergangenen Jahren mit den wichtigen Themen Gewaltschutzkonzept, Inklusion, aber auch Partizipation. Dabei ist das Gewaltenschutzkonzept für soziale Einrichtungen in Hessen verpflichtend. In der Kita hat sich das Team und eine Arbeitsgruppe aus sechs Personen im Jahr 2024 mit der Entwicklung auseinandergesetzt.
 
Träger und ihre Einrichtungen sind neuerdings dazu verpflichtet, ein Gewaltenschutzkonzept zu entwickeln, anzuwenden und regelmäßig zu überprüfen. Diese Pflicht hat der Gesetzgeber seit 2021 an die Betriebserlaubnis geknüpft. Alle hessischen Kitas müssen in der Folge zukünftig Schutzkonzepte vorlegen.
 
Nach einem Jahr intensiver Arbeit lag das Konzept schließlich auf dem Tisch. Das Ergebnis ist auch eine Verhaltensampel. Darin werden Situationen zwischen Erzieherteam und Kindern - bezogen auf die Privatsphäre des Kindes - in „Fachlich korrektes Verhalten“ (grün), „Grenzverletzungen“ (gelb) und „Grenzübertritten“ (rot) eingeordnet. Je nach Situation zieht dies eine erforderliche Reaktion nach sich. „Kinder haben ein Recht auf Schutz und Sicherheit, mit dem individuellen Konzept für unsere Einrichtung kommen wir diesem nach“, erklärt Alexandra Holzamer. Während emotionale Nähe mit trösten und in den Arm nehmen, wenn es von dem Kind gewollt ist, zu vorbildlichem Verhalten des Personals zählt, ist es nicht zu tolerieren, wenn Kindern beispielsweise Angst gemacht wird oder sie geschlagen werden.
 
Das Thema Inklusion wird in den Kitas immer bedeutsamer: Mehr Kinder mit Förderbedarf besuchen die Einrichtungen. Ursachen können Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) oder Autismus sein. Auch „Nachwirkungen“ aus der Corona-Zeit und vermehrte Mediennutzung bei Kindern wirken sich aus. Über einen Integrationsantrag können dann zusätzliche Fachkraftstunden in der Kita geleistet werden und die Kinder besser gefördert werden.
 
Auch Partizipation ist ein Thema. Gemeint ist damit, dass Kinder im Alltag mehr Teilhabe und Mitspracherecht zugestanden wird. Und dabei schließt sich wieder der Kreis zum „teiloffenen Konzept“. Jeden Tag dürfen die Kinder Entscheidungen treffen, wo und mit wem sie – auch außerhalb der eigenen Gruppe – spielen wollen. Und wenn an dem einen Tag die Bücherstube lockt, ist es vielleicht am nächsten Tag schon das Atelier, in dem die Kreativität entfaltet werden kann. Zudem gibt es viele Aktivitäten, die die Kita in der Gemeinschaft stärken wie der Rosenmontagsumzug, der Laternenumzug oder der Tag der Muttersprache und der Vorlesetag. Und durch das Vorschulprogramm werden, mittlerweile im dritten Jahr, die Kinder gut auf den nächsten Lebensschritt vorbereitet.

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