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Aus dem Rathaus

Bäckerei Kaisers schließt die Türen

Und am Ende gibt es doch ein lachendes und ein weinendes Auge: Klaus Kaiser (links) gibt nach 50 Berufsjahren sein Geschäft auf. Mitte August haben sich die Türen des Handwerkbetriebs endgültig geschlossen. Auch Bäckereifachverkäuferin Marina Heinrich gehörte praktisch zum Inventar von
Und am Ende gibt es doch ein lachendes und ein weinendes Auge: Klaus Kaiser (links) gibt nach 50 Berufsjahren sein Geschäft auf. Mitte August haben sich die Türen des Handwerkbetriebs endgültig geschlossen. Auch Bäckereifachverkäuferin Marina Heinrich gehörte praktisch zum Inventar von "Kaisers - Ihre Backstube". Zwölf Jahre lang begrüßte sie die Kundschaft stets mit einem Lächeln und lockeren Spruch. Auch Bürgermeister Manuel Friedrich verabschiedete sich von dem vertrauten Bäckerei-Duo.
Foto: Christina Schäfer/Stadt Obertshausen

Die letzten Brötchen und Brote sind verkauft und auch das letzte Blech Kuchen ist über die Theke gegangen. „Kaisers – Ihre Backstube“ hat die Türen in der Obertshausener Wilhelmstraße 7 endgültig geschlossen. Für Klaus Kaiser endet damit das Berufsleben, in dem der Wecker mitten in der Nacht läutet, damit er pünktlich in der Backstube kam. Kundinnen und Kunden freuten sich schon früh morgens über die Leckereien, die Klaus Kaiser dann bereits zubereitet hatte.
 
Und es schließt sich der Kreis: Der 13. August 1973 war der erste Tag als Lehrling, ab 13. August 2023 bleibt das Geschäft geschlossen. Klaus Kaiser blickt zufrieden auf 50 Jahre Backstube zurück, als Bürgermeister Manuel Friedrich und auch Wirtschaftsförderin Christina Schäfer noch einmal vorbeischauen, um Grüße für den weiteren Weg zu überbringen.
 
Klaus Kaiser hat seinen Job immer mit Leidenschaft ausgeübt und doch sei er jetzt ausgebrannt, wie er mitteilt. „Ich war immer sechs Tage die Woche da, oft auch sieben Tage im Einsatz“, sagt der Klaus Kaiser. „Jetzt ziehe ich die Reißleine.“ Den Grund fasst er schnell zusammen: „Wenn man dieses Geschäft nicht mit Herzblut macht, dann leidet am Ende die Qualität.“
 
Mit zwei Lehren – zum Konditor und zum Bäcker – hat er seine Selbstständigkeit auf gute Beine gestellt. Sein Geschäft, das er elf Jahre lang in der Wilhelmstraße hatte, hatte wenig Laufkundschaft. Aber das war auch nicht schlimm, umso mehr Stammkunden schätzten die Waren. „Wir sind ein Familienbetrieb gewesen – ,die Kaisers‘ eben“, sagt Klaus Kaiser. Gemeinsam mit Ehefrau Claudia hat er so einiges gemeistert in der Backstube. Die Stammkunden wurden zu „liebgewonnen Menschen“.
 
Die Arbeit im Handwerk ist für Klaus Kaiser Berufung: Das hat er schon 1973 bei seiner ersten Anstellung im Café gemerkt. Es folgten Jahre der Wanderschaft, wie er es selbst beschreibt. „Man muss andere Betriebe und andere Verfahren kennenlernen.“ Nebenbei machte er die zweite Lehre – nach dem Konditor nun zum Bäcker. Und danach folgte wieder die Wanderschaft bis er 1983 als Zuckerbäcker die Meisterschule in München besuchte.
 
Zwei Herzen schlagen in seiner Brust. Und neben der Liebe zu den Backwaren, Kuchen und Torten herrscht auch die Liebe zu seiner Claudia vor. Selbstverständlich zeichnet er für die eigene Hochzeitstorte verantwortlich. Und so kam es, wie es kommen musste: Klaus Kaiser kam direkt aus der Backstube, zog sich um und eilte zur Hochzeit in die Kirche von St. Thomas Morus.
 
Vor zwölf Jahren eröffnete der zweifache Vater dann sein eigenes Geschäft in Obertshausen. Anfängliche Tiefkühlware zum Aufbacken verbannte Klaus Kaiser schnell aus seiner Bäckerei. Das einzig Wahre ist für ihn das Selberbacken. Und so probierte er zahlreiche Rezepturen für Brötchen, bis er sich die Rohlinge nach seinen eigenen Wünschen anfertigen ließ. Brot hatte bei Klaus Kaiser immer einen besonderen Stellenwert und er produzierte es stets selbst. „Die wichtigste Zutat für Brot ist die Zeit“, weiß der Neurentner zu berichten.
 
Die Kaisers und auch Bäckereifachverkäuferin Marina Heinrich hatten für Kundinnen und Kunden immer offenes Ohr und freundliches Wort auf den Lippen. Und so vertrauten sie ihnen auch manche Lebensgeschichte und auch gesundheitliche Turbulenzen über Unverträglichkeiten und Allergien an. Für Klaus Kaiser war es selbstverständlich dann in der Backstube zu experimentieren, bis er auch für diese Kundschaft das passende Brot im Angebot hatte. Und dabei arbeitet Klaus Kaiser immer nach der Devise: „Wenn der Kunde zufrieden ist, dann kommt er wieder.“ Mehr Werbung hat Klaus Kaiser kaum gebraucht.
 
Auch das „Norbertiner“ – das Pilgerbrot von Pfarrer Norbert Hofmann – oder die „Don Camillos“ (Fingerfood) entstanden unter den fachmännischen Händen von Klaus Kaiser.
 
Der Bäcker war immer ganz nah an den Menschen dran. Und so war es für ihn auch eine Selbstverständlichkeit, den Menschen im Ahrtal nach der schrecklichen Flutkatastrophe zu helfen: Die Kaisers packten 500 Brötchen und Leberkäse ein, fuhren ins Ahrtal und versorgten die Helferinnen und Helfer - 1,5 Jahre lang jeden Samstag, oft zwei Mal die Woche. „Ungefähr 15.000 Brötchen dürften es in Summe gewesen sein“, rechnet der Bäcker und Konditor hoch.
 
Vielmehr noch an Brot, Brötchen und Kuchen – viele schwärmen vom legendären Rahmstreusel – hat Klaus Kaiser in seinem Berufsleben gebacken und verkauft. „Aber irgendwann muss man Entscheidungen treffen“, sagt er. Und jetzt ist die Entscheidung für den Ruhestand gefallen. Auch weitere private Umstände haben ihn in seiner Entscheidung bestärkt.
 
Einen Nachfolger für die kleine Bäckerei in charmanter Lage Obertshausens gibt es nicht. Das Handwerk hat Problem mit dem Nachwuchs. Das bedauert auch Bürgermeister Manuel Friedrich sehr, der auch selbst zu den Kunden bei „Kaisers“ zählte. „Ich möchte Ihnen heute Danke sagen für Ihren Einsatz im Job und im Ehrenamt – für Obertshausen waren und sind sie eine echte Bereicherung. Auch wenn ich weiß, dass Ihre Pläne nun andere sind und es Sie früher oder später in den Taunus ziehen wird. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft“, betonte der Rathauschef zum Abschied und überreichte einen Blumengruß.
 
Und so informierte sich Manuel Friedrich bereits über den weiteren Verbleib des Ladengeschäfts – auch beim Immobilienbesitzer. Einige Ideen stehen aktuell im Raum. „Aber schlussendlich sind es dann doch private Entscheidungen die Besitzer und potenzielle Pächter treffen.“

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