Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts fügten sich die beiden Gemeinden in das Bild der nahen und weiteren Umgebung ein; sie waren rein landwirtschaftlich orientiert. Doch viele Einwohner vermochten von den spärlichen Erträgen ihr tägliches Brot nicht mehr zu erwirtschaften. So wanderten immer mehr in die städtischen Fabriken ab und nahmen weite Fußmärsche von 10 km in die Städte Offenbach und Hanau in Kauf.
Ende des 19. Jahrhunderts erschließt die Fertigstellung einer Eisenbahn-Nebenstrecke die Region Offenbach-Dieburg-Reinheim. Dies ermöglichte vielen Bewohnern Obertshausens die Möglichkeit einer Erwerbstätigkeit in der Industrie. Die Landwirtschaft wurde nun als Nebenerwerb betrieben.
Besonders in Offenbach am Main wurden zahlreiche Lederwarenbetriebe gegründet. Bald entstand der Begriff des "Heimarbeiters". Diese Form der Teilproduktion von Lederwaren in häuslichen Betrieben, ermöglichte die Mithilfe der ganzen Familie am Broterwerb. Nach und nach entwickelten sich daraus zahlreiche selbstständige Betriebe in Hausen und Obertshausen. Um 1965 bestanden in beiden Orten nahezu 130 kleine, mittlere und größere Unternehmen der Lederwarenbranche.
Auch einige Betriebe der Metall- und Papierverarbeitung sowie die Firma Karl-Mayer, eine Wirkmaschinenfabrik, expandierten innerhalb von wenigen Jahren.
So galten Hausen und Obertshausen in den 60er Jahren als zwei der reichsten Gemeinden Deutschlands, bezogen auf das Pro-Kopf-Steueraufkommen.
Dies hatte zur Folge, dass in diesen Jahren die Infrastruktur rasant ausgebaut werden konnte. Bürgerhaus und Rathäuser, gemeinsames Hallen- und Freibad, Kindergärten, Schulen, Sporthallen und -plätze, Kinderspiel- und Bolzplätze sowie Seniorenwohnheime wurden in dieser Zeit errichtet.
Text von Hildegard Bühl