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Zwei Gedenktafeln ergänzen Geschichtspfad in der Stadt

Geschichte zum Anfassen: Zwei Gedenktafeln zum Thema Zwangsarbeit ergänzen den Geschichtspfad der Stadt. Zu einem Vor-Ort-Termin haben sich (von links) Jutta Nothacker (Geschäftsführerin
Geschichte zum Anfassen: Zwei Gedenktafeln zum Thema Zwangsarbeit ergänzen den Geschichtspfad der Stadt. Zu einem Vor-Ort-Termin haben sich (von links) Jutta Nothacker (Geschäftsführerin "Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region"), Klaus Scheitler (stellvertretender HGV-Vorsitzender), Ulrich Klünder-Proschitzki (HGV-Schriftführer), Felicia Proschitzki (HGV-Beisitzerin), Manuel Friedrich (Bürgermeister) und Armin Paul (HGV-Vorsitzender) auf dem Vorplatz zum Kapellenhof.
Foto: Stadt Obertshausen

Die Anfänge liegen schon eine Weile zurück, jetzt konnte ein besonderer Auftrag sein Ende finden. Denn: Bürgermeister Roger Winter gab 2021 noch den Startschuss und hatte einen politischen Auftrag durch die Stadtverordneten, dem Thema Zwangsarbeit ein Denkmal oder in diesem Fall eine Gedenktafel zu setzen. Diese Idee hat nun der örtliche Heimat- und Geschichtsverein (HGV) umgesetzt. Die Mitglieder haben den vollständigen Geschichtspfad und die Schilder zum Thema Zwangsarbeit – insgesamt 33 Tafeln im Stadtgebiet - ausgearbeitet. Dies war vor allem dank einer großzügigen Zuwendung möglich. Dafür bedankte sich der HGV-Vorsitzende Armin Paul bei der Stiftung „Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ für die finanzielle Unterstützung und ebenso beim Team des städtischen Bauhofs für die Arbeiten zum Aufstellen der Schilder.
 
An der Umsetzung wirkten auch zwei weitere HGV-Mitglieder mit: Der Entwurf der Schilder entstand durch den Grafiker Fabian Bleisinger. Oliver Bode erstellte die Internetpräsenz zum Geschichtspfad, der nun durch das Thema Zwangsarbeit ergänzt wurde – je Stadtteil um eine Tafel.
 
Wissenswertes aus der Geschichte: Die Hausener Firma Wolf & Becker (später: Ymos) betrieb ab 1937 ein zweites Werk im Waldaschaff und hatte damit eine enorme Unternehmensgröße aufzuweisen. Bei der Firma Wolf & Becker waren bis Kriegsende annähernd 500 Zwangsarbeiter beschäftigt. Im Vergleich betrachtet waren bei den Firmen Hugo Vetter Dampfsägewerk und Holzhandlung neun und bei der Baufirma Adam Vetter 17 Zwangsarbeiter beschäftigt. Zu dieser Zeit hatte Hausen etwa 1.700 Einwohnerinnen und Einwohnern. Bei Kriegsende waren es circa 50 bis 60 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Obertshausen, die meisten wurden aus dem ausgebombten Frankfurt nach Obertshausen versetzt.
 
Die Gedenktafel steht auf einem zentralen Platz in Hausen – Vorplatz Kapellenhof an der Windthorststraße -, auf welchem früher ein altes Fachwerkhaus stand. In diesem Haus wurden teilweise die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht. Das sogenannte Lager für die Ostarbeiter befand sich auf dem Firmengelände von Wolf & Becker. Es erstreckte sich, hinter der Wohnbebauung, entlang der Steinheimer Straße. Ein weiteres Lager für Ostarbeiter befand sich auf dem Sportgelände des FC Teutonia Hausen.
 
Auf der Gedenktafel findet sich der chronologische Aufbau der Geschichte.
 
Geschichtsinteressierte finden die Gedenktafel im Stadtteil Obertshausen an der Einmündung Waldstraße/Bahnhofstraße/Heusenstammer Straße. Dieser Standort wurde laut Armin Paul so gewählt, weil in der ehemaligen Gaststätte und dem angebauten Festsaal (zum Gambrinus) von der Frankfurter Firma Hartmann und Braun bis zu 39 Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine, Russland und Weißrussland zur Herstellung kriegswichtiger Güter beschäftigt worden sind. Die Zwangsarbeiterinnen sind ab 1943 von Frankfurt ins Umland verlagert worden, da das Firmengelände in Frankfurt durch Bombenangriffe zerstört wurde.
 
Um dieses besondere Projekt der Gedenktafeln in die Tat umzusetzen, hatte der HGV im Herbst 2021 einen Förderantrag bei der „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ gestellt. Die Stiftung ist dem Land Hessen zugehörig und fördert Projekte in den Bereichen Umwelt, Soziales, Geschichte, Nachbarschaftshilfe, Kunst und Kultur. Das Stiftungskapital umfasst 40 Millionen Euro - davon jedes Jahr etwa eine Million Ertrag, welcher in verschiedenste Projekte investiert wird.
 
Die Geschäftsführerin der Stiftung, Jutta Nothacker, betonte bei einem Vor-Ort-Termin, wie schön es ist, das Ende eines Projekts zu erleben. Sie lobte die Ausführenden des Obertshausener Heimat- und Geschichtsvereins und insbesondere seinen Vorsitzenden Armin Paul. Jutta Nothacker beglückwünschte den Verein zum großen Fortschritt und wünscht alles Gute für die letzten Arbeiten an diesem Projekt.
 
Und so bietet der Geschichtspfad eine tolle Möglichkeit, die Geschichte Obertshausens und Hausens in die Gegenwart zu holen und insbesondere wird so für Schülerinnen und Schüler die Heimatgeschichte greifbar und ist nachzulesen.
 
„Ich möchte mich bei Armin Paul und den Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins für die großartige Leistung und Ausarbeitungen zum Gedenkpfad bedanken. Sie haben intensive Recherche betrieben, um die Geschichte wiederzugeben. Mit diesem Projekt ist etwas Bleibendes für die Stadt entstanden“, betonte Obertshausens Bürgermeister Manuel Friedrich. Die Stadt war mit dem Bauhof und weiteren Hilfestellungen beteiligt und ebenso als Vermittler zur ehrenamtlichen Arbeit tätig. „Und selbstverständlich wäre ohne eine Bewilligung der Stiftung dieses Projekt nicht möglich gewesen“, sagte der Rathaus-Chef.
 
Jüngst machte Manuel Friedrich auch auf seinem Quartiersspaziergang mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern an der Gedenktafel Halt.

Die Gedenktafel bietet Wissenswertes aus der Geschichte. 
Foto: Stadt Obertshausen
Die Gedenktafel bietet Wissenswertes aus der Geschichte.
Foto: Stadt Obertshausen

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