Der Kreis Offenbach behauptet auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten seine starke Position. Der Wirtschaftsförderbericht 2023/2024, der am Mittwoch (24. September) dem Kreistag vorgelegte wurde, belegt, dass sich zentrale Kennzahlen im Zweijahreszeitraum positiv entwickelt oder stabilisiert haben. „Die vergangenen beiden Jahre waren geprägt von geopolitischen Spannungen, hohen Energiepreisen, steigender Inflation und einer insgesamt unsicheren Konjunktur“, sagte Landrat Oliver Quilling. „Dass unsere Unternehmen unter diesen Bedingungen weiter investieren, Arbeitsplätze sichern und neue schaffen, ist ein starkes Zeichen für die Resilienz unseres Standorts. Mit unserer Wirtschaftsförderung und der Kooperation Standort Plus – gemeinsam mit den Kommunen, der Industrie- und Handelskammer Offenbach am Main sowie der Kreishandwerkerschaft Stadt und Kreis Offenbach – stehen wir ihnen dabei als verlässlicher Partner zur Seite.“
Die Arbeitslosenquote stieg während des betrachteten Zeitraums leicht an: Lag der Jahresdurchschnitt 2022 noch bei 4,6 Prozent, so erhöhte er sich 2023 auf 4,8 Prozent und 2024 auf 5,1 Prozent. Parallel dazu entwickelte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten jedoch äußerst positiv: 2023 waren 136.779 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 2024 stieg diese Zahl auf 138.088. Im Vergleich zu 2020 bedeutet dies einen Zuwachs von 10.813 Personen beziehungsweise ein Plus von 8,5 Prozent.
Ein starker Mittelstand bleibt das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Die Zahl der IHK-zugehörigen Unternehmen im Kreis lag 2023 bei 26.462 und stieg 2024 auf 26.648. Die Handwerkskammer verzeichnete dagegen einen geringen Rückgang: Die Anzahl der in der Handwerksrolle eingetragenen Betriebe sank von 4.684 im Jahr 2023 auf 4.671.
Ein besonderes Ausrufezeichen setzte der Kreis Offenbach im NUI-Regionenranking 2023/2022 des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn. Mit einem herausragenden Platz acht unter allen 400 deutschen Kreisen und kreisfreien Städten zählt er zu den gründungsstärksten Standorten bundesweit. Hessenweit sicherte er sich sogar die Spitzenposition unter den Landkreisen. Der NUI-Indikator des Kreises Offenbach lag mit 186,8 deutlich über dem Bundesdurchschnitt (131,3) und unterstreicht die hohe Dynamik und Innovationskraft im lokalen Unternehmertum.
Passend dazu beteiligt sich der Kreis Offenbach, zusätzlich zum Gründerpreis Hessen, seit 2024 am Gründerpreis Speckgürtel, sodass sich Gründerinnen und Gründer aus den 13 Kommunen ebenfalls bewerben können. Der Zusammenschluss von regionalen Gründungsexpertinnen und -experten bietet jungen Unternehmen jährlich eine Plattform, um bekannter zu werden. Darüber hinaus wird ein Sonderpreis für soziale Projekte ausgelobt. Im ersten Jahr mit Kreisbeteiligung belegte direkt ein Jungunternehmer aus Dietzenbach Platz eins: Joseph Heenan von Recurrence Technology entwickelt Software mit künstlicher Intelligenz sowie Produkte für den Sicherheitsbereich.
Neben den Gründungen würdigt der Kreis auch etablierte Unternehmen, die sich in besonderer Weise für Integration und Chancenvielfalt einsetzen. Gemeinsam mit der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) lobte die Wirtschaftsförderung 2024 erstmals den Preis „Arbeitgeber als Chancengeber“ aus. Mit ihm rücken Unternehmen und Organisationen ins Rampenlicht, die für Fairness, integrative Führungsstrukturen und soziales Engagement stehen.
Neben diesen Vorbildern aus der bestehenden Unternehmenslandschaft und trotz begrenzter Gewerbeflächen bleibt auch das Interesse neuer Firmen am Standort ungebrochen. Die internationale Standortmarketinggesellschaft FrankfurtRheinMain GmbH verzeichnete fünf Neuansiedlungen im Jahr 2023 sowie weitere sechs in 2024 im Kreis Offenbach. Die Unternehmen stammen unter anderem aus Großbritannien, China, Singapur sowie den USA und decken ein Branchenspektrum von Elektro- beziehungsweise Maschinengroßhandel über Logistik bis hin zu Dienstleistungen ab. Hinzu kamen Neuansiedlungen, die nicht von der FRM GmbH begleitet wurden – sowohl aus dem In- als auch Ausland. Dazu gehören Sicherheits- und IT-Dienstleistungen, Elektrohandel, Immobilienentwicklung sowie Logistik- und Beratungsdienstleistungen.
Damit nicht nur internationale Unternehmen, sondern auch dringend benötigte Talente im Kreis Fuß fassen können, bietet der Fachdienst Ausländerangelegenheiten seit 2024 die „Fast Lane Fachkräfte“ an. Das innovative Verfahren beschleunigt den Antragsprozess für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland und deren Familienangehörige erheblich. Parallel profitieren auch Unternehmen im Kreis von der verkürzten Bearbeitungszeit, da Rekrutierungs- und Einstellungsprozesse schneller abgeschlossen werden können. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels ist dies ein entscheidender Schritt, um für die klügsten Köpfe aus dem Ausland noch attraktiver zu werden.
Auch die Tourismusbranche trägt spürbar zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Zahl der Ankünfte lag 2023 bei 417.026 und die der Übernachtungen bei 889.409. Im Folgejahr gingen die Werte zwar leicht auf 416.569 Ankünfte und 858.015 Übernachtungen zurück, insgesamt nähern sie sich aber wieder dem Vor-Corona-Niveau an, das damals durch Lockdowns und strenge Reisebeschränkungen um die Hälfte eingebrochen war. 2023 und 2024 lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 2,1 Tagen. Dies entspricht bereits wieder dem Durchschnitt des Jahres 2019.
In beiden Jahren setzte die Wirtschaftsförderung auf den engen Schulterschluss mit den Partnern aus Standort Plus. Neben dem kontinuierlichen Austausch im Arbeitskreis Wirtschaftsförderung und seinen thematischen Arbeitsgruppen standen 2023 und 2024 zahlreiche Projekte und Veranstaltungen auf dem Programm. Dazu zählen eine zweisprachige Standortbroschüre sowie flexible Einlegekarten, die sich unter anderem gezielt an Investoren, Gründerinnen und Gründer beziehungsweise Fachkräfte richten. Neue Logo-Varianten erhöhen zusätzlich die Sichtbarkeit des Angebots. Begleitet von Auftritten wie auf der Internationalen Immobilienmesse Expo Real in München und als Partner der touristischen Destination FrankfurtRheinMain auf verschiedenen Reise- und Eventmessen präsentiert sich der Kreis Offenbach so als moderner Wirtschaftsstandort mit klarer Markenidentität.
Parallel wurde die Zusammenarbeit mit der Frankfurt University of Applied Sciences erfolgreich fortgeführt. Neben den etablierten „Brain-Breakfast“-Formaten, die Wissenschaft und Wirtschaft in den Dialog bringen, ermöglichte das Projekt „Wissenschaft trifft Kommune“ den Wissenstransfer auch in die Verwaltung hinein. Für Unternehmen eröffnet die Kooperation vielfältige Anknüpfungspunkte – von gemeinsamen Forschungsprojekten über Abschlussarbeiten bis hin zu Praxissemestern von Studierenden, dies alles im Hinblick auf Fachkräftegewinnung und -bindung.
„Der Bericht 2023/2024 zeigt eindrucksvoll, dass der Kreis Offenbach auch in schwierigen Zeiten seine wirtschaftliche Stärke bewahren kann“, fasste Landrat Oliver Quilling zusammen. „Unser Ziel bleibt es, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, Fachkräfte zu gewinnen und den Standort für Unternehmen wie für Bürgerinnen und Bürger attraktiv zu halten.“
Der vollständige Wirtschaftsförderbericht 2023/2024 ist abrufbar unter www.kreis-offenbach.de/wirtschaftsfoerderbericht-2023-2024.